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Wie die Quotenmessung den WM-Boykott erschwert...
von Brickmotion am 20.11.2022 in "Brickmotion News Community-Tab"

Heute zum Start der Fußball-WM noch mal eine kleine Erinnerung, wie die rückständige Technik in Deutschland den von vielen angekündigen Boykott praktisch wirkungslos macht: Für die TV-Quote der WM ist es bei über 99% aller Menschen in Deutschland praktisch irrelevant, ob sie die WM schauen oder nicht. Die TV-Quote wird nämlich mehr oder weniger genau so, wie sie seit 1963 (!) gemessen wurde, nach wie vor lediglich in einer Gruppe ausgewähler Haushalte mit speziell dafür konstruierten Quotenmessgeräten ermittelt.

Wie viele Haushalte sind das? Gerade einmal 5.000, welche etwa 10.000 Personen beinhalten. Das sind so wenig, dass wenn sie alle in einer Gemeinde leben würden, diese nach Definition der Internationalen Statistikkonferenz nicht einmal die Bezeichnung "Mittelstadt" tragen würde. Auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet heißt dies, dass etwa 0,1% der Bevölkerung überhaupt nur Teil der Quotenmessung sind.

Stand 2021 bedeutete dies auch, dass eine einzelne Person, die zur Messgruppe gehörte, über 7.000 Menschen repräsentierte. Um das mal im Kontext der WM 2014, deren Finale seinerzeit Rekordquoten erzielte zu setzen: Während eine Quote von etwa 34,65 Millionen zuschauern vermeldet wurde, haben (sofern die etwa 7.000 repräsentierten Menschen damals schon zutrafen) eigentlich nur ungefähr 4.900 Menschen nachweislich dieses Finale gesehen.

Die Messgruppe wird nach einem nicht bekannten Schlüssel von der verantwortlichen AGF Videoforschung GmbH ausgewählt, bewerben kann man sich nicht. Wie erfolgreich der Boykott also sein wird, hängt nun davon ab, wie viele der etwa 10.000 ausgewählten Personen sich an diesem beteiligen. Ich muss dazu erwähnen, dass ich nicht weiß, ob die betroffenen Personen auch TV-Sendungen ansehen können, wenn das Gerät ausgeschaltet ist, da ich selbst nie zur Messgruppe gehört habe sind mir die Einzelheiten von dessen Funktionsweise nicht bekannt (sollten entsprechende Personen diesen Post lesen, bitte ich um Kommentare diesbezüglich). Soweit ich es verstanden habe wird diese Technik aber selbst beim Ansehen von Inhalten aus der Mediathek angewendet, was hieße, dass diese womöglich selbst gar keine Quote misst und es somit prinzipiell möglich wäre, dort "heimlich" zu gucken.

Um ein Zeichen zu setzen wäre es natürlich wünschenswert, dass möglichst viele der ausgewählten Haushalte sich am Boykott beteiligen oder (wenn möglich) nur unaufgezeichnet die WM schauen. Hoffnungen diesbezüglich mache ich mir aber keine.


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